Spiele bringen Menschen zusammen – gute Offices auch

Ein Interview mit dem Ravensburger CEO

Der Spiele- und Buchverlag Ravensburger hat seine in die Jahre gekommenen Büros zu einer zeitgemässen New-Work-Umgebung umgestaltet. Ziel des Umbaus war es, die Zusammenarbeit der verschiedenen Teams zu fördern und die Identität des Unternehmens mit einer unverwechselbaren Ravensburger-Arbeitsumgebung zu unterstreichen. Clemens Maier, dem Vorstandsvorsitzenden von Ravensburger, lag besonders am Herzen, die verschiedenen Abteilungen einander näherzubringen, alle Teams für ein offenes Büro zu begeistern, und die Mitarbeitenden in den Planungsprozess einzubeziehen. Im Consulting & Planning Studio von Vitra fand das Traditionsunternehmen den passenden Partner für die Beratung, Planung und Einrichtung der neuen Umgebung.

Vitra: Was sollte sich durch das neue Office an der Kultur der Zusammenarbeit ändern?

Clemens Maier: Das Büro ist eine Möglichkeit, das Gesicht einer Firma zu gestalten. Wir wollten unter anderem ausdrücken, dass Ravensburger auch heute, nach 140 Jahren, eine relevante, zeitgemässe Firma mit einem modernen Arbeitsumfeld ist. Wie wollen wir zusammenarbeiten ist dabei eine relevante Frage. Oder: Wie kann die Arbeitsatmosphäre kreativer werden?

Uns liegt viel daran, dass Gemeinsamkeit entsteht – schliesslich steht Ravensburger für Gemeinsamkeit. Spiele bringen Leute zusammen! Dies mit dem Umbau unserer Büros auch im Arbeitsalltag möglich zu machen, war für uns zentral. Denn vielleicht hatten wir im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den Abteilungen und Funktionen zu viele Wände. Wie man inzwischen hier bei Ravensburger arbeitet, ist für uns eine grossartige Werbung. Wir haben das Projekt auch öffentlich gemacht und New-Work-Preise dafür gewonnen.

Welche Bedeutung hatte Vitra im Entstehungsprozess der neuen Arbeitsumgebung für Ravensburger?

Wir haben mit Vitra in der gesamten Konzeption und für die Innenausstattung zusammengearbeitet. Im Findungsprozess wollten wir uns genug Zeit lassen, um zu kreieren, was wir brauchen. Dabei hat Vitra uns sehr professionell begleitet. Für die Konzeption war entscheidend, wie Büroarbeit heute funktioniert, was unsere Mitarbeitenden brauchen.

War es für Sie hilfreich, Büroarbeit in den Räumen von Vitra live zu erleben?

Bei Vitra einmal nicht nur zu Besuch zu sein, um die schöne Architektur zu sehen, sondern in der Fläche agieren zu können, Meetings abzuhalten, zu arbeiten – das war sehr hilfreich. Da hat der Vitra Campus einen grossen Wert. Es war für uns wichtig, zu erleben, dass es dort für verschiedene Arbeitsphasen und Bedürfnisse im Tagesverlauf verschiedene Orte gibt.

Inwiefern wurden die Mitarbeitenden in den Entstehungsprozess des neuen Büros integriert?

Menschen gewöhnen sich an den Status Quo und bei Veränderungen – ganz egal, ob sie schön oder schwierig sind – gibt es eine gewisse Resistenz. Das haben wir auch bei uns gespürt. Darum war es wichtig, die Teams sehr intensiv mitzunehmen. Es gehört ohnehin zu unserer Kultur, solche Projekte gemeinsam zu konzipieren und die Mitarbeitenden einzubinden. Wir haben Befragungen gemacht, wollten wissen, was wer bei der Arbeit braucht. Es war ein längerer, nicht immer einfacher Prozess, aber es ist ja auch klar, dass so ein Projekt ein paar Herausforderungen mit sich bringt.

Viele verbinden Multispace-Büros und offene Flächen mit Unruhe. Wie sind Sie dem begegnet?

Das stimmt, Offenheit wird spontan mit Lärmbelastung gleichgesetzt. Diese Sorge hat sich zum Glück überhaupt nicht bewahrheitet. Interessanterweise herrschte schon im Rohbau durch die Paneele und die verbauten Materialien eine relativ gedämpfte Akustik. Dann braucht es auch neue Spielregeln. Jeder hat mal das Bedürfnis nach Ruhe. Darum gibt es eine Bibliothek und Alcoven, in die man sich zurückziehen kann, ein bisschen Ruhe findet und nicht angesprochen wird. Auf der anderen Seite steht das Working Café, in dem sich Mitarbeitende aus allen Bereichen treffen, aus den «Bürobereichen» und aus der Produktion und Logistik.

Wie machen Sie Mitarbeitenden, die bisher in Zellenbüros gearbeitet haben, die neue, offene Kultur schmackhaft?

Sie mussten sich schon daran gewöhnen, dass man keinen festen Tisch mehr hat, sondern seine Sachen abends in eine Tasche packt und in ein Schliessfach stellt. Die offene Fläche bietet eine grosszügigere Art zu arbeiten, weil man sich frei nach seinen Bedürfnissen bewegen kann. Man kann das mit einer Parklandschaft vergleichen: Man geniesst den gesamten Park, aber kein Stück vom Park gehört einem selbst. Im Gegensatz zum Schrebergarten, wo ein kleiner Bereich einem selbst gehört, aber man die anderen Gärten nicht betreten darf.

Welches Feedback haben Sie zu Beginn bekommen?

Einerseits die Freude, dass investiert und ein neues Arbeitsumfeld erschaffen wird, andererseits einiges an Skepsis, z.B. wegen der Lautstärke. Inzwischen sagen unsere Mitarbeitenden, dass das Umfeld nicht laut, sondern inspirierend sei. Auch melden sie zurück, dass sie viel mehr Ahnung davon haben, was wer macht. Sie kommen mit Leuten ins Gespräch, die nicht in ihrem direkten Arbeitsumfeld sind. Das ist durch den Umbau viel besser geworden – es ist Gemeinsamkeit entstanden.

Veröffentlichungsdatum: 26.11.2024
Bilder: © Vitra


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