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Der Kartoffelchip-Stuhl
Eine Vitra-Anekdote
Die eigentliche Bezeichnung „DCM“ des ersten in Serie produzierten Stuhls von Charles und Ray Eames steht als Abkürzung für den sehr nüchternen Namen „Dining Chair Metal“. Kurz nach seiner Markteinführung erhielt der Stuhl den Spitznamen „Potato Chip Chair“ – Kartoffelchip-Stuhl. Aber was hat der Stuhl aus dreidimensional gebogenem Schichtholz mit einer Kartoffel gemein?
Es ist kaum zu bestreiten, dass eine gewisse Ähnlichkeit zwischen der dünnen, ovalen, leicht gebogenen Sitzfläche und Rückenlehne des DCM Stuhls aus Schichtholz und einem knusprigen Kartoffelchip besteht. Wichtiger ist aber, dass der Spitzname die Bewunderung ausdrückt, die für den Stuhl empfunden wurde, der sogar als „eine hoffnungsvolle Botschaft von einem anderen Planeten“* gepriesen wurde. In der Tat: Der Einfluss der Schichtholzstühle von Charles und Ray Eames war gewaltig. Sie unterschieden sich ja nicht nur völlig von allem bisher Dagewesenen, sie waren plötzlich auch überall anzutreffen: In Serie produziert und in enormer Stückzahl an Schulen, Universitäten, Büros und öffentliche Institutionen verkauft, durchdrang der Potato Chip Chair nicht nur die US-amerikanische Kultur. Überall erschienen Bilder des Stuhls – auf Titelseiten von Magazinen, in der Werbung, auf Plattencovers und sogar in Comics. Der Stuhl wurde zu einem der bekanntesten Stühle überhaupt und weltweit so heissgeliebt wie, nun ja, Kartoffelchips eben.
Weitere Informationen zu Charles und Ray Eames und ihren Möbeln finden Sie in den beiden Publikationen «Eames Furniture Sourcebook» und «Essential Eames». Die zwei Neuerscheinungen sind in deutscher und englischer Sprache im Buchhandel oder direkt beim Verlag des Vitra Design Museums erhältlich.
Veröffentlichungsdatum: 17.6.2014
Autor: Anniina Koivu
Bilder:Marc Eggimann
*Alison Smithson: And now Dhamas are dying out in Japan. Architectural Design, September 1966.